Sonntag, 6. November 2011

Von Baiona nach Lagos

Abendstimmung in der Marina von  Povoa de Varzim
Knappe 60 Meilen liegen vor uns auf dem Schlag über die Landesgrenze von Baiona in Spanien gen Pavoa de Varzim in Portugal. Deswegen heisst es "bereits" um 07h45 Anker-Auf. Bei schönem Wetter motoren und segeln wir nach Povoa und treffen da um 18h30 in Pavoa ein. Ursprünglich wollten wir neben der Marina ankern. Aber die freundlichen Marineros winkten uns in eine leere Box - die dann zu allem hin bloss 18.50 Euro pro Nacht kostet - also die günstigste Marina unseres Törns! Einziger Wermutstropfen: Wifi funktioniert nicht. Was solls - wie geplant kaufen wir uns im Städtchen am nächsten Tag einen Vodafone G3 Stick - nun sind wir unabhängig von Marinas und Wifi-Hotspot um an GRIB-Files und Mail zu gelangen.


Co-Skipperin vor dem Port-Tasting

Nach drei Schlechtwettertagen (grau, nass, kalt - brr) geht es dann los nach Porto mit der brandneuen Metro zum Stadtbummel. Am Morgen ist es ebenfalls grau-in-grau und entsprechend präsentieren sich die ersten Stunden in dieser Stadt. Aber schon bald verdrängt die Sonne die Wolken und ein Besuch bei Sanderman (älteste "Marke" der Welt) drängt sich auf. 




Tapfer kämpfen wir uns durch die vielen Keller - bis hin zum abschliessenden Port-Tasting. Unser Favorit dabei ist der Weisse Port, kalt serviert zum Apéro.


Azulejos im Bahnhof São Bento in Porto



Azulejos, die berühmten blau-weißen Fayence-Kacheln mit arabischen Wurzeln, sind in der ganzen Stadt zu finden. Zahlreiche Gebäude Portos sind mit diesen Kacheln verziert, unter anderen der Bahnhof der Stadt.
Dom-Luís-Brücke
Die Altstadt von Porto mit ihren zahlreichen Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen, die diese verschiedenen Stilrichtungen widerspiegeln, ist allein wegen ihres Stadtbildes sehenswert. Imposante Bauten sind die Barockkirche Igreja Sao Francisco, der Kreuzgang der Kathedrale de Sé - mit Kacheln verkleidet - und der Palast de la Bolsa (Börse) mit seinem arabischen Salon.
Schon viel zu rasch ist unser Stadtbummel zu Ende.
Es geht vorbei an der Dom-Luís-Brücke, die Porto mit Vila Nova de Gaia, dem Zentrum der Portweinherstellung, verbindet. Diese Brücke wurde von Théophile Seyrig, einem Schüler Gustave Eiffels, entworfen und 1881 gebaut.


Porto hat uns mit atemberaubend schöner Architektur - aber auch mit teilweise etwas tristen, verwahrlosten Gassen beeindruckt.
Am 31.8. gab es dann kurz vor dem Abschied aus dem äusserst gastfreundlichen Pavoa in der Marina noch eine Sturmnacht mit 42 kn (Bf9) und viel hartem Schwell in der Box. Aber die Leinen haben gut gehalten und schon bald war diese nervige Nacht mit Nebelhorn-Begleitung (wie Bombenalarm im II. Weltkrieg) überstanden.
Abendstimmung am Ankerplatz in Cascais
So hiess es dann am 4.9. "Leinen Los" - und bei viel (Seiten-) Wind ablegen zu einem tollen Schlag nach Cascais. Bei schönstem Wetter und gutem Wind benötigten wir für die 185 Meilen einen Tag und 11 Stunden. Diese Reisezeit wurde uns zusätzlich durch den Besuch einer Delfin-Familie mit Jungen versüsst. Wir kamen schliesslich wohlbehalten bei Bf6-7 und 3m-Welle im wunderschönen Cascais an.
Wie immer liegen wir vor Anker - wenn möglich. Insbesondere in Cascais eine gute Lösung, da die Marina wohl schön, aber auch extrem teuer ist.
Hier in der Bucht treffen wir den Genfer Segler Michel - später mit Frau Anne auf Felix H.
Von Cascais aus lässt sich Lissabon sehr gut erforschen. Der romantische Bummelzug fährt uns für weniger als 10 Franken in ca. einer Stunde in die Hauptstadt Portugals.

Eléctricos de Lisboa


Mit den "Eléctricos de Lisboa" aus dem Jahre 1901 fahren wir los.


Diese schöne weisse Stadt am Meer auf sieben Hügeln erbaut und vom Rio Tejo umrahmt wurde von den Phöniziern etwa im 9. -7. Jhdt v.Chr. gegründet, von den Römern und Mauren besetzt, gelangte im Mittelalter als Hauptstadt der Entdecker zu Ruhm und Reichtum und wurde im Jahre 1755 durch ein Erdbeben (Stärke 9 mit anschliessendem Tsunami)  zerstört.



Auch nach dem Wiederaufbau durch den Marques de Pombal wurde die Stadt von der Geschichte des Landes geprägt: Besetzung durch die Franzosen, Flucht der Adligen und des Königshauses nach Brasilien. Verlust Brasiliens und des Reichtums, Finanzkrisen, Staatsbankrott 1892; 1910 Ausrufung der Republik, 1933 -1970 Diktatur durch Salazar, 1974 die unblutige Nelkenrevolution, EXPO 1998.


Lissabon - heute Hauptstadt eines modernen EU-Staates. Im Grossraum Lissabon leben 3 Millionen Einwohner.
Die Sehnsucht der Portuguiesen nach vergangenem Weltruhm schwingt heute noch nach im Fado - dem portugiesischem Volksgesang.

Sarkophag von Vasco Da Gama (1468-1524)
Entdecker des Seewegs nach Indien
Lissabon erstreckt sich entlang des rechten Tagus-Ufers. Das Stadtzentrum von Lissabon, die Baixa, liegt in dem im 18. Jahrhundert errichteten Gebiet um Rossio. Östlich der Arkade Praça do Comércio (wo wir die Eléctrico bestiegen haben) liegen die mittelalterlichen Viertel Alfama und Mouraria, gekrönt von dem herrlichen Schloss St. Georg. Westlich davon liegen Bairro Alto und Madragoa mit ihren typischen Gassen, und am westlichen Ende befindet sich Belém mit dem Belém-Turm (der Wachturm über dem Tagus-Fluss, der zum Schutz der Stadt Lissabon errichtet wurde), das Kloster Jerónimos (Meisterwerke der manuelinischen Architektur und in das Welterbeverzeichnis der UNESCO aufgenommen) und das Kulturzentrum von Belém.

Co-Skipperin im Museu di Marinha (beim
Kloster Jerónimos )
Zum Abschluss unseres Besuchs im wunderbaren Lissabon besichtigen wir noch mit pochenden Füssen und weiterhin 30 Grad Hitze das Marinemuseum (Museu di Marinha) in dem sehr eindrücklich die Seefahrtsgeschichte über sämtliche Epochen Portugals dargestellt wird. 


Unweit vom Marinemuseum befindet sich das Denkmal der Entdeckungen (Padrão dos Descobrimentos). Es steht am Ufer des Flusses Tejo und wurde 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer errichtet. 



Das Padrão dos Descobrimentos steht im Vorort Bélem
mit Cristo Rei im Hintergrund  


Auf der gegenüberliegenden Flussseite befindet sich die riesige Jesus-Statue "Cristo Rei". Die Statue steht auf einem 75 Meter hohen Sockel. Dieser befindet sich 113 Meter über dem Tejo. Die Statue selbst ist 28 Meter hoch und stellt Christus mit geöffneten Armen dar, der sich der Ponte 25 de Abril und der Stadt Lissabon zuwendet. Kein Wunder also, dass Rio de Janeiro mit ihrer Christusstatue auf dem Corcovado Partnerstadt von Lissabon ist. 


Da uns nun auch Cascais  zweimal bis 04h00 Uhr morgens mit  "Disco Bumm Bumm" verwöhnte, brechen wir am 10.9. auf um Sines zu erobern. Den kurzen Schlag von 54 Meilen motor-segeln wir durch eine Kaltfront bei bedecktem, nassem Wetter und ruhiger See. 




Abendstimmung in Sines (nach dem Abwasch)
Auch bei Sines, Geburtsort von Vasco da Gama, war es ein leichtes sich für den Anker - anstelle der Marina - zu entscheiden. Zur Begrüssung dürfen wir ein bisschen petro-chemische Dämpfe von der gegenüberliegenden Raffinerie schnüffeln. Der grosse Oeltanker bringt alsbald Nachschub, dass es weiter rauchen und stinken kann. 


Glücklicherweise dreht der Wind bald und wir erkunden Sines zu Fuss.


Auch hier herrschen nun wieder hitzige 30 Grad. An der Hafenmauer entdecken wir hier Graffiti, die irgendwelche Strolche als Gruss hinterlassen haben. 


Ein feiner Lunch im lokalen Restaurant de Castello  bringt uns dann auf äusserst angenehme Gedanken.


Das heute ruhige Cabo de São Vicente
Am 12.9. lichten wir den Anker da wir heute sonniges Wetter - und vor allem ruhige See mit Bf4 aus NW haben. 
Es gilt nämlich das Cabo de São Vicente zu umrunden. Bei starkem Nordwind und Welle aus Südwest kann sich hier eine sehr gefährliche Situation aufschauckeln. Für uns jedoch präsentiert sich das Cabo in bester Laune. Schon bald ankern wir nach 62 Meilen  in der kleinen Bucht von Sagres.






Bereits beim Einlaufen in die Bucht von Sagres kreuzen wir mit einem eigenartigen organgenen doppelstöckigem Motorkreuzer. Auf beiden Decks viele lustige Leute mit Bier in den Händen. Wir grüssen uns und setzen unseren Anker bei aufrischenden Bf 6. Unser Rocna krallt sich wie immer eisern in den Sand und lässt uns in Ruhe unseren Sun-Downer geniessen. Schon bald wird die Ruhe durch den Bass und die Drums elektonischer Techno-Musik unterbrochen. Das sind die netten Leute vom orangenen Boot, die neben uns geankert haben. Leider dauert das bis in alle Nacht. Scheint eine neue Strategie dieser Verantstaler zu sein. Sobald die Polizei wegen Nachtruhestörung aktiv werden sollte, lichten sie einfach den Anker und machen in der nächsten Bucht weiter. 


Sagres wartet jedoch noch mit einer anderen Überraschung auf. Wir erwachen um 6 Uhr morgens da unser Katamaran äusserst unruhig im Schwell liegt. Sehr katamaran-untypisch. Ein verschlafener Blick nach draussen: Du guter Schreck! Da kamen über Nacht richtige "Micro-Tsunamis" in unsere Bucht geschlichen und brechen sich ca. 80 m vor unserem Anker mit beachtlicher Grösse (geschätzte 2 Meter Brecher). So rasch haben unsere 4 Nachbarsboote und wir wohl den Anker noch nie gelichtet. Innert Minuten waren wir auf dem Weg aus der Bucht raus. Beim Frühstück unterwegs entscheiden wir die seichte aber schöne Lagune von Alvor anzulaufen. 


So schön liegen wir in der Lagune des Ria de Alvor
Nach einigem Herzklopfen als der Tiefenmesser  in der Lagune langsam gegen die Null-Marke klettert erreichen wir unseren traumhaften Ankerplatz umgeben von Sandbänken. Wir liegen mitten in einem wunderschönen Naturschutzgebiet. Trotzdem erreichen wir das touristisch gut erschlossene Dörfchen gut per Kajak - oder natürlich unserem Beiboot für die Grosseinkäufe.


Alvor ist eine Gemeinde (Freguesia) und Kleinstadt (Vila) im Kreis Portimão, in der Region Algarve, Portugal. Sie liegt zwischen den Städten Portimão und Lagos an einer Lagune und der Mündung des Rio de Alvor. Von den rund 5000 Einwohnern leben etwa 3000 im historischen Dorfkern, der sich mit engen Gassen, weissgestrichenen Häusern und dem Hafen seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat. Daneben gibt es wunderschöne Strände und eine Vielzahl von Möglichkeiten zum Tauchen.


Skipper auf dem Weg zum Shopping
Der Fluss Alvor ist ein kleiner Fluss, der aus der Vereinigung von vier Flüssen entstand. Er durchfliesst die Gemeinden Odiáxere, Mexilhoeira Grande und Alvor (Portimão).

Traum-Strand bei Alvor
Die Ria de Alvor ist ein ca. 1400 ha grosses Naturschutzgebiet westlich des Badeortes Alvor.
Das Gebiet wird auf der östlichen Seite begrenzt durch die Ribeiras (kleine Flüsse) Farelo und Torre, die zum breiten Rio de Alvor vereinigt in den Atlantik münden. An der Westseite bilden die Ribeira de Odiáxere und die Ribeira do Arão die Grenze.





Grosse Dünen schützen die Lagune vor der zerstörerischen Kraft des Atlantiks, so dass ein Naturreservat insbesondere für Vögel entstehen konnte. 

Die Vögel finden in den Salzmarschen, die etwa die Hälfte des Gebietes bedecken, hinreichend Nahrung. Die Ria de Alvor ist nach der Ria de Formosa und der Sapal de Castro Marim die drittgrösste Feuchtzone an der Algarve. Wissenschaftler haben hier 253 verschiedene Vogelarten und 627 unterschiedliche Pflanzen gezählt. Für die einheimische Bevölkerung sind vor allem Muscheln und andere Schalentiere wichtig, die bei Ebbe aus dem Schlick gebuddelt werden.


Am 19.9. verabschieden wir uns von unseren Bootsnachbarn Chris und Sue auf der Nimrod (http://www.nimrodsailing.blogspot.com/ ) und natürlich von Alvor - wir werden jedoche im nächsten Jahr wieder zurückkommen! Nun geht's auf zur Schiffswerft Sopramar in Lagos. Da soll Dakini auf den Winter vorbereitet werden und per Kran aus dem Wasser gehoben werden. 






Dakini wartet auf der Rampe auf den Kran
Nach Checkliste wird Dakini winterfest gemacht. Segel waschen, Genua abschlagen und schön rollen (ohne Falten), Bimini entfernen, alle Winchen einpacken, Wassermacher pickeln etc. Die Arbeit scheint kein Ende nehmen zu wollen. Dann endlich am 22. 9. ist es soweit. Dakini steht für den Kran bereit auf der Rampe. Bei Ebbe soll wir aus dem Wasser rausgehoben werden. Der Rückflug in die Schweiz ist für den 24.9. gebucht. Aber es soll alles ganz anders kommen.


Aber auch das 80-Tonnen Monster schafft es nicht, da
die Hebeschlingen zuviel Druck ausüben
Der erste Mobilkran (bis 30 Tonnen) kommt, schaut sich Dakini an - und nach verschwindet wieder. Da beginnt die Warterei bis dann um 22 Uhr endlich der grössere Bruder eintrifft. Das 80-Tonnen-Monster soll es richten. Unser Forward-Looking-Sonar kann jedoch nicht in den Rumpf eingezogen werden. Deshalb liegt der vordere Gurt ungewöhnlich weit vorne. Dadurch erhöht sich das Gewicht auf dem hinteren Gurt dermassen, dass unsere Dakini laut aufstöhnt, als der Kran beginnt sie zu heben. Nach dem zweiten Versuch brechen wir ab um Schaden an Dakini und unserem Seelenfrieden zu verhindern. Der 750-Euro-teuere Mobilkran-Einsatz kommt gegen Mitternacht zum Ende.




Skipper mit Dakini
Am 24.9.2011 verholen wir uns von der Rampe in die gegenüberliegende Marina de Lagos für die kommende Winterpause.


Diese Post beendet diesen Blog für diese Saison. Im Frühling 2012 geht es hier jedoch weiter. Wir freuen uns bereits jetzt wieder auf Dakini - und unsere Leser!








Zusammenfassung der Jungfernfahrt von Dakini 2011 (1'520 Nautische Meilen) und mehr:
YouTube Video "2011: ....so schön war es!"



Link zum Picasa Fotoalbum: 
https://picasaweb.google.com/marcel.c.saxer/BaionaNachLagos?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPnNwv3P_ZS6Mw&feat=directlink 




Marina de Lagos und Dakini verabschieden sich




Mittwoch, 31. August 2011

Von Gijon nach Baiona

Zum Abschied aus Gijon und Asturien überraschte uns die teure Marina doch noch mit einem positiven Bescheid. Wegen meines verunfallten Fingers gab es zwei Gratis-Tage in der Schlussabrechnung (immerhin 2 x 75 Euro).

Plangemäss ging es am Freitag dem 22.7. 2011 weiter nach Ribadeo. Ablegen um 5.30 Uhr in Gijon und 70 Meilen später Anlegen in der Marina von Ribadeo. Leider fanden wir keine Ankermöglichkeit - denn hier kostet die Nacht sogar 89 Euro. Dafür gerade gegenüber dem Steg, aber im ersten Moment unscheinbar, eine Bühne. Von wurden wir dann ab 23 Uhr grosszügig mit hysterischem DJ Geschwätz und Bumm Bumm "Musik" (mind. 100 dB) bis 5 Uhr morgens zugedröhnt. Also nichts wie weg hier!

Zusammen mit André und Marie-Colette auf ihrer Amel segelten wir also am nächsten Morgen los. Nach der problemlosen Umsegelung des Cabo Ortegal (NW-Spitze von Spanien) fanden wir bei romantischem Sonnenuntergang  in Cedeiro eine wunderschöne Ankerbucht mit Fischerbooten.  Leider verliess uns das Wetterglück am nächsten Tag, und der uns zwischenzeitlich wohlbekannte Galizien-Nebel umhüllte uns feucht-kalt  (mit Niesel-Regen) für die nächsten zwei Tage. 



Da am Dorf während dieser Zeit irgendeine Fiesta stattfand, waren die Läden geschlossen - und wir mussten uns in einem Restaurant mit dem Runterladen der GRIB-Files und des Meteo per Wifi begnügen.
In Gijon hatten wir uns einen Prepaid USB-Stick von Orange für Spanien geleistet. 30 Euro für den Stick (da Spanien andere Frequenzbänder einsetzt als der Rest der Welt und unser unlocked Globetrotter Stick aus Malaysia deshalb nicht funktioniert) plus 35 Euro pro Monat inklusive 2GB Daten-Verkehr. Das macht uns unabhängig von der ständigen Hotspot-Suche per Booster Antenne in der Bucht oder im Restaurant.
Von nun an geht unser Kurs stets in südliche Richtung bis wir in der Algarve einlaufen werden. Auf solch südlichem Kurs genossen wir am 26.7. eine super Rauschefahrt unter Segel (ohne das eiserne Yanmar-Segel auch nur anzusehen) von Cedeira zum idyllischen Redes.


Mein Logbucheintrag für den 27.7. lautet: "Judihui - ENDLICH SOMMER!". Redes verwöhnte uns mit sommerlichen Temperaturen, wolkenlosem Himmel und Wassertemperatur von 20-22 Grad C. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Mit Hand im Plastik-Sack eingebunden (wegen dem Fingerverband) hing ich mich an eine Hilfsleine zwischen den Rümpfen und schrubbte den Bewuchs von Dakinis Rümpfen bis ich mit blauen Lippen eine Pause einlegen musste. Dies klappte deutlich besser als unsere vorherigen Versuche Dakini aus dem Dingi heraus zu reinigen.
Zusammen mit Benodet hat sich Redes bald den Topplatz in unseren Herzen ergattert. Ganze Fisch-Schwärme umschwammen uns Tag und Nacht - was auch zahlreiche hungrige Delfine anlockte.


Am 5.8. verholten wir uns 5 Meilen in den Club Nautico de Sada. Dort lagen wir mit super Service für 38 Euro die Nacht und begrüssten da lieben Besuch aus der Schweiz. Unser Freund Nick war mit Tochter Alexandra und Sohn Sam per Auto (2'100 km) aus der Schweiz angereist. Es folgte gemeinsamer Stadtbummel in La Coruna sowie das Abholen der lange ersehnten Ersatzpumpe für unseren Wassermacher. Nach dem Einbau der Pumpe konnten wir endlich wieder Wasser produzieren ohne dauernd die Bilge ausschöpfen zu müssen.


Am 8.8. um Mitternacht trafen dann auch Nicks Söhne Simon und David über Flug nach Santiago de Compostela bei uns ein. Full-House auf Dakini. Wir freuten uns zu erleben, wie Dakini mit der grossen Mannschaft (7 Personen) locker fertig wurde. 






Mit dieser Crew ging es dann am 9.8. gleich los zum Schnupper-Segeln in der Bucht von Ares. Als wir die Nase etwas aus der geschützten Bucht in den offenen 
Atlantik raussteckten begrüsste uns Starkwind von Bf6-7 und eine Welle von ca. 1.5 - 2 m.

Rasch war entschieden wieder nach Redes zurückzusegeln und dort einen tollen Sommerabend zu geniessen. Am nächsten Tag wurde in Ares Windsurfing und Kajaking ausprobiert.
Nach einem weiterem tollen Segeltag (Starkwind - diesmal ohne Welle) gab es noch eine letzte Wasserschlacht in der Bucht von Redes. Zum Glück schützte mich mein Finger ein bisschen - denn irgendwie wollten immer alle auf den armen Skipper los...
































Nach dem Abschied von Nick und Familie traf dann endlich unser neues Kajak aus England ein. Aufblasen, Materialkontrolle - alles OK.



Zum Abschluss mieteten wir uns noch ein Auto am Flughafen und erkundeten damit Santiago de Compostela. Nach Jerusalem und Rom ist Santiago der wichtigste christliche Pilgerort der Welt. Es erstaunte uns deshalb sehr zu sehen, wie leer die Strassen und Gässchen von Santiago waren. Die prunkvolle Kathedrale war hingegen gut mit Pilgern und Touristen besetzt. Wir waren jedoch nicht unglücklich allein und in Ruhe hier herumzuwandern - sowie Nescafé Frappée zu geniessen.





Am 19.8. hiess es in Sada "Leinen los". Das freundliche Marina Personal verabschiedete uns - und die Liegeplatzgebühren waren mit 309 Euros für 9 Nächte sehr günstig ausgefallen.
Nach 44 Meilen (die meisten davon unter Genaker) und 2 - 2.5 m Welle aus NW fiel der Anker vor dem kleinen Badestrad von Corme.  Auch hier lockten die grossen Fisch-Schwärme hungrige Delfine an. Aber Corme war uns etwas zu einengend. So segelten wir am nächsten Tag weiter nach Camarinas. 


Hier gefiel es uns sehr gut. Romantische Ria mit schönen Badestränden, die wir mit unserem neuen Kajak sofort erforschten. Die Blasen an unseren Händen belegten, dass auch kajaken geübt sein muss. In Camarina konnten wir dann auch unseren DSC-Funk und AIS mit der englischen Yacht "Song of the Ocean" testen. Alles bestens. Da unser AIS auch mit Transponder ausgerüstet ist, kann der interessierte Beobachter bei www.marinetraffic.com nachsehen, wo Dakini das letzte Mal per AIS gesichtet wurde.
Dies funktioniert jedoch nur, wenn wir während der Fahrt unser Signal senden.


Am 22.8. ging es weiter nach Muros. Trotz besten Noten in den Hafenhandbüchern gefiel es uns hier nicht. Viel Schwell wegen Turbo-Fischerbooten machten es ungemütlich sodass wir gleich weitersegelten in die Ria de Vigo - unter der dramatischen Brücke hindurch nach San Adrian. Der nasskalte folgende Tag wurde durch einen gemütlichen (mit 70 Euro nicht ganz billigen) Lunch im gestylten Marina Restaurant etwas aufgeheitert.
Die kurze Überfahrt von 26 Meilen nach Baiona fand unter den besten Bedingungen statt. Blauer Himmel, Bf4-5, keine Welle, mit 8 kn am Wind - was will man mehr?


Baiona präsentiert sich als toller Ferienort (mit viel Touristen) mit schönen Stränden, Gebäuden und Geschichte. Es war hier, wo Columbus 1493 nach seiner Entdeckung der "Neuen Welt" erstmals in Europa wieder festmachte. Zur Erinnerung daran legte man eine Kopie seiner "Pinta" in das Hafenbecken von Baiona.
Es folgte ein Besuch des "Parador Conde do Gondomar", die Burganlage welche über dem Hafen thront. Auf den Burgwällen lässt sich die ganze Anlage gut erkunden - mit traumhafter Aussicht auf Atlantik und Städtchen. Oben kann sich der Geniesser im Grand-Hotel verwöhnen lassen - oder gar seine Angebetete in der Kapelle heiraten. Wir waren da bescheidener und genossen ein Schoggi-Cornet auf der Terasse.



Am 28. August hiess es dann "Adios Baiona, adios Espana" und "Bem-vindo Portugal" - denn wir durchsegelten die Landesgrenze von Spanien und Portugal und legten in der kleinen gemütlichen Marina von Pavoa de Varzim an.











Unser Logbuch zeigt nun 1'200 Meilen seit Beginn unserer Reise in Port Hamble (Solent). Mehr davon jedoch in unserem nächsten Bericht - über die letzten 450 Meilen dieser Saison in Portugal.



Hier der Link zum Picasa-Photoalbum: 

Dienstag, 19. Juli 2011

Alderney, Brest und die Überquerung der Biskaya

Am 7. Juni geht es dann los Richtung Alderney. Da heisst es das Timing gut zu planen, denn es erwarten uns bis zu 8,5 Knoten Strömung - entweder gen Nord oder Süd. Bei schlechter Planung landet der Segler schon mal "versehentlich" in Guernsey anstatt in Alderney. Bei uns klappte es ohne Umweg und wir griffen uns eine Boje (15£/Tag) in Braye Harbour. Dort holten wir uns die wichtige Einklarierungsbestätigung (wegen der VAT-Exemption für Dakini). Anschliessend folgten schöne Tage auf der Insel, ab zu mit etwas Sturm.. aber zur Auflockerung dann auch mit den ersten beiden Velotouren mit DAHON.

Eine Woche später stimmte das Wetter dann und bot uns die Möglichkeit mit leichten achterlichen Winden - und vor allem Wellen in erträglicher Höhe (ca. 1 m) und uns schön folgend nach Camaret-sur-Mer zu segeln. Alle Tiden- und Strömungs-Berechnungen sind dabei gut aufgegangen...bis nach mehr als 110 Meilen es uns dann vor Ouessant doch noch erwischte, und wir gegen 5 Knoten Strom motoren mussten. 2x40 PS schafften aber auch das, obwohl das Leuchtfeuer der Insel verdächtig lange immer auf der selben Höhe sichtbar war. Endlich fiel dann der Anker in der Bucht von Camaret. In der Nacht frischte der Wind und der Schwell mal wieder richtig gut auf. Wir verholten uns am nächsten Tag nach Brest (Moulin Blanc) um ordnungsgemäss wieder in die EU einzuklarieren.

Am 20. Juni erhielten wir unseren ersten lieben Besuch aus der Schweiz. Niklaus und Sam verbrachten ein paar Tage an Bord von Dakini und mussten gleich feststellen, dass der Atlantik nicht gleich Mittelmeer ist. Rau, kalt, nass und sehr windig steht eben oft auf unserem Programm. Dafür kann man ja dann auch interessante Ausstellungen besuchen (Oceanopolis).
Trotzallem kamen wir alle mit einem perfektem Segeltag im Rade de Brest auf die Rechnung. Nach hartem Am-Wind Kurs und fliegender Gischt mit mehr als 10 kn Rauschefahrt fiel der Anker vor dem schönen Fort Berthéaume für die Nacht. Am nächsten Tag verholten wir uns wieder nach Camaraet und einem feinen Abendessen im charmanten Dörfchen.
Leider hiess es dann am 25.6. schon wieder Abschied nehmen von Nick und Sam.

Unglaublicherweise erlebten wir am 26.6. unseren ersten (und bis jetzt einzigen) Hitzetag mit 28 Grad Celsius. Schon beinahe Hitzeschlag-Gefahren-Potenzial nach den üblichen 8-21 Grad. In dieser Sommerhitze fuhren wir zum letzten Mal nach Camaret - Warteposition für den Schlag nach Bénodet.

Am 30.6. stimmte das Wetterfenster wieder einmal und los gings - mit 3.5 Knoten Strom am Pointe du Raz vorbei und ausgetuchter Genua Richtung Bénodet brettern. Dort erwartete uns eine idyllische, aber sehr kleine Marina. Da hier eine Boje 36 Euro kosten sollte (ohne  Wifi, Strom etc.) motorten wir daran vorbei in den romantischen Fluss L'Odet hinein. Schon bald bemerkten wir hier eine heftige Strömung, die uns beim Greifen einer (privaten) Gratis-Boje einige Arbeit bescherte. Aber der Anblick des Schlösschens und die absolute Stille waren der Lohn des Schweisses.. "Unser" Schlösschen im Fluss l'Odet

Am 4.7. nahmen wir schweren Herzens Abschied von unserer Idylle und segelten unter Begleitschutz einer Familie verspielter Delfine weiter nach Belle-Île-sur-Mer. Vorbei an den bekannten Les Glénans erreichten wir bald Le Palais. Auch dort mussten wir feststellen, dass der Marinaplatz sehr beschränkt und sehr teuer (Boje 42 ohne Service oder Hafen zu 60 Euro mit Strom/Tag). So blieben wir die erste Nacht vor dem Hafen  an einer Vedette Boje (gratis) hängen um dann schleunigst die romantische Bucht Port Yorc'h aufzusuchen. Dort lagen wir in herrlicher Natur an unsrem 25 kg Rocna Anker und viel Kette wie in Abrahams Schoss.

Eine Schlecht-Wetter-Phase zwang uns wieder einmal zu einer ungeplanten Pause. Aber jetzt hiess es besondere Wetter-Sorgfalt walten zu lassen. Denn es stand uns das Abenteuer der Biskay Überquerung bevor. Unser längster Schlag bis jetzt mit 260 Meilen.

Am 10.7. hiess es dann um 07.00 Anker auf. Es folgten die ersten 24 Stunden etwas langweilig alles unter Motor, bis dann am 2. Tag der Wind wie versprochen auffrischte und uns mit Bf4 den Genaker herrlich füllte.

Mit 7,5 Knoten einfach so dahin rauschen... SUPER! Das Glück perfekt machte eine 7-köpfige Delfintruppe, die mit unserer Bugwelle spielte. Über Nacht haben wir den Ganker georgen und auf  ausgetuchte Genua reduziert - zum Glück. Denn ab Mitternacht hatten wir erst Bf5 und dann Bf6 mit 7 in den Gewitter-Boen. Die Welle stieg auch ziemlich an (1,5-2m) - schob uns aber wie der Wind von hinten. So waren wir nicht unglücklich als wir nach 2 Tagen und 5 Stunden in Gijón im sehr teuren (74 Euro/Tag) Puerto Deportivo anlegten. Unsere Planung (und Wetterglück) war so schlecht auch wieder nicht.. Unsere Stegnachbarn legten die selbe Strecke einen Tag nach uns zurück und kamen in eine heftige und ungemütliche Sturm-Situation. Selbst mit ihrem 20m und 40t schweren Schiff hatten sie alle Hände voll zu tun.

Der 13. Juli war dann tatsächlich ein 13. Mein Mittelfinger blieb in der Stahltür der Marina hängen - als Abschluss eines schönen Abendspaziergangs um 23 Uhr. Es folgte Taxifahrt in die Notfallstation des lokalen Spitales und eine erste Operation um den offenen Knochen wieder mit dem abgerissenen Nagel abzudecken. Da man sich da des Resultats nicht sicher war (sah aus wie Frankenstein's Finger)  folgte die Überweisung per Ambulanz in die Uni-Klinik von Oviedo. Dort wurde dann die Arbeit aus Gijon erst mal rückgängig gemacht - und dann von der Platic-Chirurgin nochmals neu aufgesetzt.

Zur Abwechlung folgte am 16. Juli ein Sturm mit Bf9 (43 Knoten Wind) in der Marina. Trotz Hafenschutz hat es uns ein bisschen durchgelüftet und unsere sauber geputzte Dakini mit Industrie-Russ verdreckt. Im Vergleich zu den Stegnachbarn in ihrer Amel54 lagen wir doch sehr ruhig am Fingerdock.

Nun sitze ich hier im Restaurant im schönen Stadtinnern- schreibe diesen Blog-Update mit steifem Finger. Wir werden nun am Freitag Richtung Ribadeio aufbrechen. Am 2. August wollen wir in La Coruna sein. Viva Espana!


Hier der Link zum Fotoalbum:
https://picasaweb.google.com/marcel.c.saxer/AlderneyBisGijon

Samstag, 28. Mai 2011

Überquerung des Ärmelkanals

Wie erwartet hat sich auch unser Abenteuer fulminant entwickelt. Am 31.3. Abschied aus Wettingen und Umzug in den Wohnwagen. Am 28.4. Übernahme unserer Dakini (www.sy-dakini.ch). Es folgten dann zwei Wochen Mängelbehebung und Umbau im Solent (bei Ancasta in Port Hamble). Den Entscheid, dass wir www.skipper-udo.de engagiert haben hat sich voll ausbezahlt. Da er auch Bootsbauer ist haben wir gemeinsam die zusätzlichen Solarpanel, den Watermaker, das Home-Entertainment etc. eingebaut. Er hat uns am 26.5. Richtung Bayern nach erledigter Arbeit verlassen.





Am 18.5.2011 erfolgte die Überfahrt vom Solent über den Kanal nach Cherbourg. Anfänglich ziemlich starkwindiges Wetter (für uns Warmwasser-Duscher).. bei 25 Knoten True Wind machte unserere liebe und pummelige Dakini (mit etwas Übergewicht.. ;) ganz Lagoon untypische 10.3 Knoten Fahrt durchs Wasser (ohne Strom ;). Auch bereits bei der Probefahrt am 28.4. hatten wir bei Null Strom über  10 Knoten auf dem Speedometer :)) aber dann mit unserem brandneuen Roll-Gennaker.

Am folgenden Tag (19.5.) sind wir gut nach der Nachtfahrt in Cherbourg angekommen. Da konnten wir uns entspannen und schöne sonnige, wenn auch kühle, Tage geniessen.

Das bekannte Museum "La Cité de la Mer" haben wir am 27. Mai besucht. Besonders eindrücklich dabei war das Atom-U-Boot "Redoutable" welches mit 16 Atomraketen wohl einiges unserer schönen Welt hätte zerstören können. Ebenso eindrücklich war eine virtuelle Unterwasser-Erkundung in U-Boot mit Video, Sound und Rütteleffekten im Sitz.... sehr gut gemacht!









In den nächsten paar Tagen (ca. 2.6.) brechen wir mit (hoffentlich) endlich gutem Nord-Ost Wind nach Alderney auf um uns den wichtigen Stempel wegen der Mwst zu holen. Dann gehts nach Brest und von dort weiter durch die Biskaya nach La Cornuna. Wir werden es auf jeden Fall gaaaaaanz langsam und gemütlich angehen. Ob wir bis Oktober bis ins Mittelmeer kommen, oder Dakini z.B. in Faro günstig ins Winterlager stecken steht noch in den Sternen. 




Hier der Link zu unserem Picasa-Web-Album: 

Samstag, 7. Mai 2011

Erste Tage auf Dakini

Helen und ich haben mit Hilfe von Udo unsere Dakini übernommen. Ein richtiges Traumschiff! Bei der Testfahrt gen Isle of Wight erreichten wir mit vollen Tanks (Wasser und Diesel) eine Rekordgeschwindigkeit von 10.1 Kn bei 15 Kn wahrem Wind. Da in den folgenden Tagen jedoch unser halber Haushalt und technische Gerätschaften wie Solar Panel, Wassermacher etc. zugeladen wurden, sind wohl solche Traumgeschwindikeiten künftig nur noch bei Sturm zu erreichen.

Jetzt müssen noch die letzten Mängel von Ancasta erledigt werden, damit wir ca. 11. Mai einen ersten Test-Schlag rund um die Isle of Wight machen können.

Anschliessend planen wir Richtung Cherbourg aufzubrechen. Es folgen die Kanal-Inseln (wichtig auch wegen dem Export von Dakini aus England - VAT) und Brest. Von dort aus gehts in den Süden nach La Cornia.