Freitag, 1. Juni 2012

Von El Rompido nach Gibraltar (2012)


Helen will add her comments here (in english language) at a later stage, as she is still very busy with her professional life and will need some time to catch up.

Am 9.5. hiess es Ablegen vom schönen El Rompido bereits um 7h00. Bei Sonnenaufgang passierten wir die bösartigen Sandbänke um die das Meer brodelte. Leider war der Wind ziemlich ungünstig - nämlich auf die Nase. Also Motorsegeln wir 62nm nach Puerto Sherry. Um 19 Uhr Abends fiel der Anker vor zwei schönen Badestränden - und bei Bf6 aus Südost. Über Nacht steigerte sich der Wind dann bis auf Bf8 ... und so ging das zwei Tage lang. Wiederum war unser Rocna der Star der Veranstaltung und hielt unsere Dakini eisern auf dem sandigen Untergrund.
Am dritten Tag konnten wir dann unser Schiff beruhigt für einen Landausflug nach Puerto de Santa María verlassen. Die Einheimischen bezeichnen den Ort meist lediglich als „El Puerto“. El Puerto liegt an der Mündung des Rio Guadalete (Bucht von Cádiz). Die Stadt bildet das südliche Ende des „Sherry-Dreiecks“.
Viele Einwohner Sevillas und Madrids  verbringen aufgrund des frischeren Küstenklimas ihre Sommerurlaube hier. In der Stadt befinden sich viele der Sherry-Bodegas (u. a. 501, Terry, Osborne) sowie viele „Freidurias“ und „Cocederos“, in denen Meeresfrüchte frittiert und gekocht zum Direktverzehr angeboten werden. Die Stadt war Ausgangspunkt der zweiten Amerikaexpedition von Christoph Kolumbus.
Der Rokoko-Palast "Palacio de Villarreal y Purullena"Leider war der Rokoko-Palast "Palacio de Villarreal y Purullena" aus dem 18. Jahrhundert für Besucher geschlossen. Aber auch von aussen ein sehr imposantes Gebäude. Im Münster "Iglesia Mayor Prioral" feierten junge Mädchen ihre erste Kommunion mit viel Familienfreude und Gelächter. Ein kurzer Einkauf bei Aldi und dann Ice-Cream auf dem Camping Platz vor Ort rundeten die rund 8km lange Wanderung in 34 Grad Hitze ab.
Nun hiess es natürlich das wunderschöne Cádiz zu erforschen. Per Dingi gings ein paar Kilometer rauf zum "Real Club Náutico" wo wir es für den Tag zurücklassen konnten. Die Fähre von El Puerto nach Cádiz wartete auf uns und für EUR 2.45 pro Person und Fahrt schossen wir mit 18 Knoten innert einer halben Stunde zu unserem Ziel.


Wie üblich war unsere erste Anlaufstelle das Tourist Office. Ausgerüstet mit Karten und Werbematerial gings dann auf, bei rekordverdächtigen 38 Grad Hitze, dem purpurnen Streifen entlang "Shippers to the Indies" zu entdecken. Je nach Geschmack kann sich der Besucher für eine Route "Grün" (Mittelalterliche Geschichte), "Orange" (Schlösser und Bastione), Blau (Cádiz Konstitution) oder eben Purpur entscheiden. Schon der erste Eindruck dieser ältesten Stadt Westeuropas (3'000 Jahre Geschichte) war atemberaubend. Aber nicht nur Kulturgeschichte prägt diese schöne Stadt. Es war am "Baluarte de La Candelaria" dem Badestrand beim alten Badehaus wo hier, nicht in Havanna, Halle Berry in James Bond - „Stirb an einem anderen Tag“ aus dem Wasser stieg! Einige der Höhepunkte unserer Stadtbesichtigung über zwei Tage hinweg:


Erster Eindruck der herrlichen Stadt Cádiz
Die Kathedrale (Catedral) aus dem 18. Jahrhundert - in der Krypta das Grab des Komponisten Manuel de Falla. Einen der beiden Türme (Torre Poniente) haben wir bestiegen und die herrliche Rundsicht genossen. Die Plaza España, in der das Monument an die Cortes (Ständeversammlung) und die Verfassung von 1812 (am 19. März feierte Cádiz den 200. Geburtstag der Konstitution/"La pepa") erinnert. Spanien erliess seine Verfassung kurz nach den Vereinigten Staaten (1787) und Frankreich (1791). Diese war eine der liberalsten der Welt, trat aber nur dreimal kurz in Kraft, in den Jahren 1812, 1820 und 1836. Die Schweiz folgte dann ja bekanntlich 1848 mit einer ebenfalls sehr modernen Verfassung in der auch Frankreich (Napoleon) nicht ganz unbeteiligt war.
So schön ist CadízDer Torre Tavira mit der Camera Obscura hatte uns begeistert. Marcel erklomm die 173 Stufen während Helen sich der eMail widmete. Die Camera Obscura erlaubt einen "Real-Time" 360 Grad Rundblick auf die Stadt. Mittels Linsen und einem Spiegel wird eine Projektion der Aussenwelt auf eine runde scheibenartige Projektionsfläche geworfen. Durch Anheben und Absenken der Projektionsfläche lässt sich der Fokus/Zoom verändern. Dadurch kann der Stadtrundgang gemütlich im abgedunkelten Turm-Raum mit Klimaanlage bewältigt werden...
Aber schon ging es weiter zu den Kastellen San Sebastian und Santa Catalina. Da erwartete uns verschiedene Kunstaustellungen (Goya/Picasso zum Thema "Stierkampf" - das hier noch immer sehr Ernst genommen wird). Interessant und auch humorvoll war die Fotoaustellung eines Brasilianischen Fotografen/Pianisten der über 30 Jahre lang Menschen beim betrachten von Gemälden im Louvre festhielt.
So liesse sich noch viel über Cádiz erzählen. Aber wir mussten wieder zurück zu Dakini. Im Hafenbecken wartete nicht bloss unsere Fähre, sondern auch die "Queen Elizabeth", die "Rotterdam" und ein weiteres grossen Kreuzfahrtschiff aus Nassau. Dies erklärte dann auch ziemlich schnell die grössere Anzahl englischer und holländischer Touristen in der Altstadt von Cádiz.


Am 9. Mai hiess es um 5 Uhr Anker-auf damit wir genügend Zeitreserven hatten um im Lee von Tarifa in der Strasse von Gibraltar zu ankern. Die ersten frühen Morgenstunden waren ziemlich mühsam - Wind auf die Nase und eklige, unvorgesehene Kreuzseen. Zum Glück hielt sich enigstens der Wind an die Wetterprognose und frischte auf - aus der richtigen Richtung. Also nichts wie das "eiserne" Segel ausschalten - und die weissen Segel heissen. Tolle Rauschefahrt am Cabo Trafalgar vorbei mit mehr als 9 Knoten. Kurz an Lord Nelson denken, der hier am 21. Oktober 1805 die zahlenmässig überlegene Flotte der Franzosen und Spanier an Bord seiner "HMS Victory" besiegte. Leider wurde er von der Kugel eines französischen Schützen getroffen, welcher von einem Mast der "Redoutable" aus geschossen hatte. Nelson starb noch am selben Tag, nachdem ihm der überwältigende Sieg über die gegnerische Flotte gemeldet wurde. Die vernichtende Niederlage der napoleonischen Flotte führte dazu, dass Frankreich als Seemacht ausgeschaltet wurde, und sicherte die Vormachtstellung Grossbritanniens auf den Weltmeeren. Die Leiche Nelsons wurde (konserviert in einem mit Brandy gefüllten Fass) nach London überführt, wo er in der Saint Paul's Cathedral beigesetzt wurde.


Kurz vor Tarifa wollten wir die Maschinen starten um das Ankermanöver einzuleiten. Oh là là! Die Steuerbord-Maschine will einfach nicht anspringen, trotz liebevollem und weniger liebevollem Einflüstern. Nicht einmal der Startermotor ist hörbar. Also Plan B aktivieren und direkt zum geschützten Ankerplatz vor der Marina Alcaidesa (La Linea) in der Bucht von Gibraltar weitersegeln. Glücklicherweise haben wir die Lagoon-übliche Ankerwinsch-Sicherung in Lagos "umgekabelt", so dass wir auch ohne die wichtige Steuerbordmaschine die Ankerwinsch bedienen können.


Dakini vor "The Rock" von GibraltarAm frühen Abend können wir uns dann hinter der Quay-Mauer entspannen, obwohl der Wind immer ruppiger wird. Das Marina Personal hatte für unser Motorenproblem kein Gehör und untersagte uns mit dem Dingi an einem der vielen leeren Liegeplätze festzumachen. Also wetterten wir drei Tage stürmische Winde (bis Bf 8) am Anker auf Dakini ab. Die herrliche Aussicht auf "The Rock" entschädigte uns während dieser Wartezeit.
Am 22. Mai verholten wir uns mit Hilfe der Backbord Maschine, viel Planung und trotzdem reichlich Adrealin-Schüben in die Marina Bay von Gibraltar. Wir machten an den alten Hafenmole "römisch-katholisch" mit Mooringline fest. Kevin von Marine Maintenance lokalisierte unser Motoren-Start-Problem nach drei Stunden stirnerunzeln, Instrumentenpanele umstecken etc. in einem losen Kabel im Kabelstrang der zum Startermotor führt. Nun weiss der Skipper sogar wie man die Yanmar Maschinen "kurzschliessen" kann, sollte mit dem Instrumentenpanel mal was nicht stimmen..
Nach der Arbeit - der Apéro bei SonnenuntergangEs folgten arbeitsame Tage am Steg in der Marina: Vom Schiff waschen und säubern (intern: Pink Job = Helen, extern: Blue Job = Marcel - wobei diese Definitionen nicht allzu ernst genommen werden), Shopping (von zusätzlichen Docking-Leinen mit Federn gegen den Schwell bis hin zur kleinen Tauchflasche und Bleigurt damit künftige Ankerprobleme auch in grösseren Tiefen behoben werden können).
Und natürlich kam der kulturelle Teil nicht zu kurz. Denn Gibraltar verfügt über eine reichhaltige ( nicht nur maritime) Geschichte, die eindrücklich im Gibraltar Museum dargestellt wird.
Auf unserem Spaziergang durch die Main Street liessen wir uns zu einer Taxi-Sightseeing Tour überreden und fuhren gemütlich Richtung "Pillars of Hercules" im Süden der Stadt. Hier soll Hercules den afrikanischen/europäischen Kontinent getrennt haben. Dass an dieser Stelle die beiden Kontinente einmal zusammengewachsen waren ist eine geologische Tatsache.


Exotische Untergrund-KonzerthalleInmitten einer gefrässigen Gruppe schwanzloser Affen, die ursprünglich aus dem marokkanischen Atlas-Gebirge stammen sollen, machten wir uns auf den Weg zu den St. Michael's Caves. Eine riesige, wunderschöne Tropfsteinhöhle erwartete uns. Diese Höhle, die im zweiten Weltkrieg zum Spital umfunktioniert wurde, dient heute als exotische "Konzerthalle" für z.B. klassische Musik mit einer unglaublichen Akustik.
So wurde in der "Great Siege" 1779-83 von oben nach unten gefeuertWeiter oben in "The Rock" an dessen Nordseite drangen wir in die "The Great Siege Tunnels" vor. Diese wurden während der grossen Belagerung durch Spanien (1779-83) von den Royal Engineers in den Fels gehauen - und ständig weiter ausgebaut. Vor allem dann im 2. Weltkrieg wurden die Tunnels auf den heutigen Stand gebracht.
In der Open-Air-Ausstellung "Gibraltar, A City under Siege" bestaunten wir die ersten Gebäude von Gibraltar - inklusive Grafitti aus dem Jahr 1726. Ebenfalls sehr eindrücklich war das Moorish Castle als letzte Verteidigungslinie der Bevölkerung von Gibraltar im Falle einer Attacke - und davon gab es zahlreiche!


Eindrücklich war auch das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen zu beobachten. Mit rund 30'000 Einwohnern ist Gibraltar eines der am dichtesten besiedelten Gebiet der Welt (4'462 Einwohner pro km2). Es leben hier Christen, Juden, Muslime friedlich neben- und miteinander. Kaiane Aldorino wurde zur Miss Gibraltar 2009 erkoren - und gleich nach ihrem Sieg zur Miss World 2009.


Einzig die "Sticheleien" zwischen Gibraltar und Spanien erinnern an die vielen Auseinandersetzungen in dieser Region über die Jahrhunderte hinweg. Sei es eine "Konferenz gegen den Stierkampf" in Gibraltar (Mai 2012), oder die Demonstration spanischer Fischer gegen das Fischnetz-Verbot in der Fischereizone von Gibraltar (Mai 2012) - es ist ungewiss was die Zukunft hier noch alles bringen wird. Wir hoffen, dass die Festlichkeiten zum 60-jährigen Thron-Jubiläum der Königin Elizabeth hier trotz Abwesenheit der spanischen Königsfamilie zum vollen Erfolg wird.


Abendstimmung in der MarinaEs wurde nun Zeit für den Abschied aus Gibraltar - und neue Abenteuer im Norden Afrikas (Ceuta) und Marokko erwarten uns bevor wir uns definitiv auf den Weg nach Cartagena machen.




Link zum Picasa Photo-Album:
https://picasaweb.google.com/113775842201437177186/ElRompidoNachGibraltar?authuser=0&authkey=Gv1sRgCOWsjq7zh7fQ9wE&feat=directlink
 
Helen will add her comments here (in english language) at a later stage, as she is still very busy with her professional life and will need some time to catch up.