Sonntag, 6. November 2011

Von Baiona nach Lagos

Abendstimmung in der Marina von  Povoa de Varzim
Knappe 60 Meilen liegen vor uns auf dem Schlag über die Landesgrenze von Baiona in Spanien gen Pavoa de Varzim in Portugal. Deswegen heisst es "bereits" um 07h45 Anker-Auf. Bei schönem Wetter motoren und segeln wir nach Povoa und treffen da um 18h30 in Pavoa ein. Ursprünglich wollten wir neben der Marina ankern. Aber die freundlichen Marineros winkten uns in eine leere Box - die dann zu allem hin bloss 18.50 Euro pro Nacht kostet - also die günstigste Marina unseres Törns! Einziger Wermutstropfen: Wifi funktioniert nicht. Was solls - wie geplant kaufen wir uns im Städtchen am nächsten Tag einen Vodafone G3 Stick - nun sind wir unabhängig von Marinas und Wifi-Hotspot um an GRIB-Files und Mail zu gelangen.


Co-Skipperin vor dem Port-Tasting

Nach drei Schlechtwettertagen (grau, nass, kalt - brr) geht es dann los nach Porto mit der brandneuen Metro zum Stadtbummel. Am Morgen ist es ebenfalls grau-in-grau und entsprechend präsentieren sich die ersten Stunden in dieser Stadt. Aber schon bald verdrängt die Sonne die Wolken und ein Besuch bei Sanderman (älteste "Marke" der Welt) drängt sich auf. 




Tapfer kämpfen wir uns durch die vielen Keller - bis hin zum abschliessenden Port-Tasting. Unser Favorit dabei ist der Weisse Port, kalt serviert zum Apéro.


Azulejos im Bahnhof São Bento in Porto



Azulejos, die berühmten blau-weißen Fayence-Kacheln mit arabischen Wurzeln, sind in der ganzen Stadt zu finden. Zahlreiche Gebäude Portos sind mit diesen Kacheln verziert, unter anderen der Bahnhof der Stadt.
Dom-Luís-Brücke
Die Altstadt von Porto mit ihren zahlreichen Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen, die diese verschiedenen Stilrichtungen widerspiegeln, ist allein wegen ihres Stadtbildes sehenswert. Imposante Bauten sind die Barockkirche Igreja Sao Francisco, der Kreuzgang der Kathedrale de Sé - mit Kacheln verkleidet - und der Palast de la Bolsa (Börse) mit seinem arabischen Salon.
Schon viel zu rasch ist unser Stadtbummel zu Ende.
Es geht vorbei an der Dom-Luís-Brücke, die Porto mit Vila Nova de Gaia, dem Zentrum der Portweinherstellung, verbindet. Diese Brücke wurde von Théophile Seyrig, einem Schüler Gustave Eiffels, entworfen und 1881 gebaut.


Porto hat uns mit atemberaubend schöner Architektur - aber auch mit teilweise etwas tristen, verwahrlosten Gassen beeindruckt.
Am 31.8. gab es dann kurz vor dem Abschied aus dem äusserst gastfreundlichen Pavoa in der Marina noch eine Sturmnacht mit 42 kn (Bf9) und viel hartem Schwell in der Box. Aber die Leinen haben gut gehalten und schon bald war diese nervige Nacht mit Nebelhorn-Begleitung (wie Bombenalarm im II. Weltkrieg) überstanden.
Abendstimmung am Ankerplatz in Cascais
So hiess es dann am 4.9. "Leinen Los" - und bei viel (Seiten-) Wind ablegen zu einem tollen Schlag nach Cascais. Bei schönstem Wetter und gutem Wind benötigten wir für die 185 Meilen einen Tag und 11 Stunden. Diese Reisezeit wurde uns zusätzlich durch den Besuch einer Delfin-Familie mit Jungen versüsst. Wir kamen schliesslich wohlbehalten bei Bf6-7 und 3m-Welle im wunderschönen Cascais an.
Wie immer liegen wir vor Anker - wenn möglich. Insbesondere in Cascais eine gute Lösung, da die Marina wohl schön, aber auch extrem teuer ist.
Hier in der Bucht treffen wir den Genfer Segler Michel - später mit Frau Anne auf Felix H.
Von Cascais aus lässt sich Lissabon sehr gut erforschen. Der romantische Bummelzug fährt uns für weniger als 10 Franken in ca. einer Stunde in die Hauptstadt Portugals.

Eléctricos de Lisboa


Mit den "Eléctricos de Lisboa" aus dem Jahre 1901 fahren wir los.


Diese schöne weisse Stadt am Meer auf sieben Hügeln erbaut und vom Rio Tejo umrahmt wurde von den Phöniziern etwa im 9. -7. Jhdt v.Chr. gegründet, von den Römern und Mauren besetzt, gelangte im Mittelalter als Hauptstadt der Entdecker zu Ruhm und Reichtum und wurde im Jahre 1755 durch ein Erdbeben (Stärke 9 mit anschliessendem Tsunami)  zerstört.



Auch nach dem Wiederaufbau durch den Marques de Pombal wurde die Stadt von der Geschichte des Landes geprägt: Besetzung durch die Franzosen, Flucht der Adligen und des Königshauses nach Brasilien. Verlust Brasiliens und des Reichtums, Finanzkrisen, Staatsbankrott 1892; 1910 Ausrufung der Republik, 1933 -1970 Diktatur durch Salazar, 1974 die unblutige Nelkenrevolution, EXPO 1998.


Lissabon - heute Hauptstadt eines modernen EU-Staates. Im Grossraum Lissabon leben 3 Millionen Einwohner.
Die Sehnsucht der Portuguiesen nach vergangenem Weltruhm schwingt heute noch nach im Fado - dem portugiesischem Volksgesang.

Sarkophag von Vasco Da Gama (1468-1524)
Entdecker des Seewegs nach Indien
Lissabon erstreckt sich entlang des rechten Tagus-Ufers. Das Stadtzentrum von Lissabon, die Baixa, liegt in dem im 18. Jahrhundert errichteten Gebiet um Rossio. Östlich der Arkade Praça do Comércio (wo wir die Eléctrico bestiegen haben) liegen die mittelalterlichen Viertel Alfama und Mouraria, gekrönt von dem herrlichen Schloss St. Georg. Westlich davon liegen Bairro Alto und Madragoa mit ihren typischen Gassen, und am westlichen Ende befindet sich Belém mit dem Belém-Turm (der Wachturm über dem Tagus-Fluss, der zum Schutz der Stadt Lissabon errichtet wurde), das Kloster Jerónimos (Meisterwerke der manuelinischen Architektur und in das Welterbeverzeichnis der UNESCO aufgenommen) und das Kulturzentrum von Belém.

Co-Skipperin im Museu di Marinha (beim
Kloster Jerónimos )
Zum Abschluss unseres Besuchs im wunderbaren Lissabon besichtigen wir noch mit pochenden Füssen und weiterhin 30 Grad Hitze das Marinemuseum (Museu di Marinha) in dem sehr eindrücklich die Seefahrtsgeschichte über sämtliche Epochen Portugals dargestellt wird. 


Unweit vom Marinemuseum befindet sich das Denkmal der Entdeckungen (Padrão dos Descobrimentos). Es steht am Ufer des Flusses Tejo und wurde 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer errichtet. 



Das Padrão dos Descobrimentos steht im Vorort Bélem
mit Cristo Rei im Hintergrund  


Auf der gegenüberliegenden Flussseite befindet sich die riesige Jesus-Statue "Cristo Rei". Die Statue steht auf einem 75 Meter hohen Sockel. Dieser befindet sich 113 Meter über dem Tejo. Die Statue selbst ist 28 Meter hoch und stellt Christus mit geöffneten Armen dar, der sich der Ponte 25 de Abril und der Stadt Lissabon zuwendet. Kein Wunder also, dass Rio de Janeiro mit ihrer Christusstatue auf dem Corcovado Partnerstadt von Lissabon ist. 


Da uns nun auch Cascais  zweimal bis 04h00 Uhr morgens mit  "Disco Bumm Bumm" verwöhnte, brechen wir am 10.9. auf um Sines zu erobern. Den kurzen Schlag von 54 Meilen motor-segeln wir durch eine Kaltfront bei bedecktem, nassem Wetter und ruhiger See. 




Abendstimmung in Sines (nach dem Abwasch)
Auch bei Sines, Geburtsort von Vasco da Gama, war es ein leichtes sich für den Anker - anstelle der Marina - zu entscheiden. Zur Begrüssung dürfen wir ein bisschen petro-chemische Dämpfe von der gegenüberliegenden Raffinerie schnüffeln. Der grosse Oeltanker bringt alsbald Nachschub, dass es weiter rauchen und stinken kann. 


Glücklicherweise dreht der Wind bald und wir erkunden Sines zu Fuss.


Auch hier herrschen nun wieder hitzige 30 Grad. An der Hafenmauer entdecken wir hier Graffiti, die irgendwelche Strolche als Gruss hinterlassen haben. 


Ein feiner Lunch im lokalen Restaurant de Castello  bringt uns dann auf äusserst angenehme Gedanken.


Das heute ruhige Cabo de São Vicente
Am 12.9. lichten wir den Anker da wir heute sonniges Wetter - und vor allem ruhige See mit Bf4 aus NW haben. 
Es gilt nämlich das Cabo de São Vicente zu umrunden. Bei starkem Nordwind und Welle aus Südwest kann sich hier eine sehr gefährliche Situation aufschauckeln. Für uns jedoch präsentiert sich das Cabo in bester Laune. Schon bald ankern wir nach 62 Meilen  in der kleinen Bucht von Sagres.






Bereits beim Einlaufen in die Bucht von Sagres kreuzen wir mit einem eigenartigen organgenen doppelstöckigem Motorkreuzer. Auf beiden Decks viele lustige Leute mit Bier in den Händen. Wir grüssen uns und setzen unseren Anker bei aufrischenden Bf 6. Unser Rocna krallt sich wie immer eisern in den Sand und lässt uns in Ruhe unseren Sun-Downer geniessen. Schon bald wird die Ruhe durch den Bass und die Drums elektonischer Techno-Musik unterbrochen. Das sind die netten Leute vom orangenen Boot, die neben uns geankert haben. Leider dauert das bis in alle Nacht. Scheint eine neue Strategie dieser Verantstaler zu sein. Sobald die Polizei wegen Nachtruhestörung aktiv werden sollte, lichten sie einfach den Anker und machen in der nächsten Bucht weiter. 


Sagres wartet jedoch noch mit einer anderen Überraschung auf. Wir erwachen um 6 Uhr morgens da unser Katamaran äusserst unruhig im Schwell liegt. Sehr katamaran-untypisch. Ein verschlafener Blick nach draussen: Du guter Schreck! Da kamen über Nacht richtige "Micro-Tsunamis" in unsere Bucht geschlichen und brechen sich ca. 80 m vor unserem Anker mit beachtlicher Grösse (geschätzte 2 Meter Brecher). So rasch haben unsere 4 Nachbarsboote und wir wohl den Anker noch nie gelichtet. Innert Minuten waren wir auf dem Weg aus der Bucht raus. Beim Frühstück unterwegs entscheiden wir die seichte aber schöne Lagune von Alvor anzulaufen. 


So schön liegen wir in der Lagune des Ria de Alvor
Nach einigem Herzklopfen als der Tiefenmesser  in der Lagune langsam gegen die Null-Marke klettert erreichen wir unseren traumhaften Ankerplatz umgeben von Sandbänken. Wir liegen mitten in einem wunderschönen Naturschutzgebiet. Trotzdem erreichen wir das touristisch gut erschlossene Dörfchen gut per Kajak - oder natürlich unserem Beiboot für die Grosseinkäufe.


Alvor ist eine Gemeinde (Freguesia) und Kleinstadt (Vila) im Kreis Portimão, in der Region Algarve, Portugal. Sie liegt zwischen den Städten Portimão und Lagos an einer Lagune und der Mündung des Rio de Alvor. Von den rund 5000 Einwohnern leben etwa 3000 im historischen Dorfkern, der sich mit engen Gassen, weissgestrichenen Häusern und dem Hafen seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat. Daneben gibt es wunderschöne Strände und eine Vielzahl von Möglichkeiten zum Tauchen.


Skipper auf dem Weg zum Shopping
Der Fluss Alvor ist ein kleiner Fluss, der aus der Vereinigung von vier Flüssen entstand. Er durchfliesst die Gemeinden Odiáxere, Mexilhoeira Grande und Alvor (Portimão).

Traum-Strand bei Alvor
Die Ria de Alvor ist ein ca. 1400 ha grosses Naturschutzgebiet westlich des Badeortes Alvor.
Das Gebiet wird auf der östlichen Seite begrenzt durch die Ribeiras (kleine Flüsse) Farelo und Torre, die zum breiten Rio de Alvor vereinigt in den Atlantik münden. An der Westseite bilden die Ribeira de Odiáxere und die Ribeira do Arão die Grenze.





Grosse Dünen schützen die Lagune vor der zerstörerischen Kraft des Atlantiks, so dass ein Naturreservat insbesondere für Vögel entstehen konnte. 

Die Vögel finden in den Salzmarschen, die etwa die Hälfte des Gebietes bedecken, hinreichend Nahrung. Die Ria de Alvor ist nach der Ria de Formosa und der Sapal de Castro Marim die drittgrösste Feuchtzone an der Algarve. Wissenschaftler haben hier 253 verschiedene Vogelarten und 627 unterschiedliche Pflanzen gezählt. Für die einheimische Bevölkerung sind vor allem Muscheln und andere Schalentiere wichtig, die bei Ebbe aus dem Schlick gebuddelt werden.


Am 19.9. verabschieden wir uns von unseren Bootsnachbarn Chris und Sue auf der Nimrod (http://www.nimrodsailing.blogspot.com/ ) und natürlich von Alvor - wir werden jedoche im nächsten Jahr wieder zurückkommen! Nun geht's auf zur Schiffswerft Sopramar in Lagos. Da soll Dakini auf den Winter vorbereitet werden und per Kran aus dem Wasser gehoben werden. 






Dakini wartet auf der Rampe auf den Kran
Nach Checkliste wird Dakini winterfest gemacht. Segel waschen, Genua abschlagen und schön rollen (ohne Falten), Bimini entfernen, alle Winchen einpacken, Wassermacher pickeln etc. Die Arbeit scheint kein Ende nehmen zu wollen. Dann endlich am 22. 9. ist es soweit. Dakini steht für den Kran bereit auf der Rampe. Bei Ebbe soll wir aus dem Wasser rausgehoben werden. Der Rückflug in die Schweiz ist für den 24.9. gebucht. Aber es soll alles ganz anders kommen.


Aber auch das 80-Tonnen Monster schafft es nicht, da
die Hebeschlingen zuviel Druck ausüben
Der erste Mobilkran (bis 30 Tonnen) kommt, schaut sich Dakini an - und nach verschwindet wieder. Da beginnt die Warterei bis dann um 22 Uhr endlich der grössere Bruder eintrifft. Das 80-Tonnen-Monster soll es richten. Unser Forward-Looking-Sonar kann jedoch nicht in den Rumpf eingezogen werden. Deshalb liegt der vordere Gurt ungewöhnlich weit vorne. Dadurch erhöht sich das Gewicht auf dem hinteren Gurt dermassen, dass unsere Dakini laut aufstöhnt, als der Kran beginnt sie zu heben. Nach dem zweiten Versuch brechen wir ab um Schaden an Dakini und unserem Seelenfrieden zu verhindern. Der 750-Euro-teuere Mobilkran-Einsatz kommt gegen Mitternacht zum Ende.




Skipper mit Dakini
Am 24.9.2011 verholen wir uns von der Rampe in die gegenüberliegende Marina de Lagos für die kommende Winterpause.


Diese Post beendet diesen Blog für diese Saison. Im Frühling 2012 geht es hier jedoch weiter. Wir freuen uns bereits jetzt wieder auf Dakini - und unsere Leser!








Zusammenfassung der Jungfernfahrt von Dakini 2011 (1'520 Nautische Meilen) und mehr:
YouTube Video "2011: ....so schön war es!"



Link zum Picasa Fotoalbum: 
https://picasaweb.google.com/marcel.c.saxer/BaionaNachLagos?authuser=0&authkey=Gv1sRgCPnNwv3P_ZS6Mw&feat=directlink 




Marina de Lagos und Dakini verabschieden sich