Mittwoch, 31. August 2011

Von Gijon nach Baiona

Zum Abschied aus Gijon und Asturien überraschte uns die teure Marina doch noch mit einem positiven Bescheid. Wegen meines verunfallten Fingers gab es zwei Gratis-Tage in der Schlussabrechnung (immerhin 2 x 75 Euro).

Plangemäss ging es am Freitag dem 22.7. 2011 weiter nach Ribadeo. Ablegen um 5.30 Uhr in Gijon und 70 Meilen später Anlegen in der Marina von Ribadeo. Leider fanden wir keine Ankermöglichkeit - denn hier kostet die Nacht sogar 89 Euro. Dafür gerade gegenüber dem Steg, aber im ersten Moment unscheinbar, eine Bühne. Von wurden wir dann ab 23 Uhr grosszügig mit hysterischem DJ Geschwätz und Bumm Bumm "Musik" (mind. 100 dB) bis 5 Uhr morgens zugedröhnt. Also nichts wie weg hier!

Zusammen mit André und Marie-Colette auf ihrer Amel segelten wir also am nächsten Morgen los. Nach der problemlosen Umsegelung des Cabo Ortegal (NW-Spitze von Spanien) fanden wir bei romantischem Sonnenuntergang  in Cedeiro eine wunderschöne Ankerbucht mit Fischerbooten.  Leider verliess uns das Wetterglück am nächsten Tag, und der uns zwischenzeitlich wohlbekannte Galizien-Nebel umhüllte uns feucht-kalt  (mit Niesel-Regen) für die nächsten zwei Tage. 



Da am Dorf während dieser Zeit irgendeine Fiesta stattfand, waren die Läden geschlossen - und wir mussten uns in einem Restaurant mit dem Runterladen der GRIB-Files und des Meteo per Wifi begnügen.
In Gijon hatten wir uns einen Prepaid USB-Stick von Orange für Spanien geleistet. 30 Euro für den Stick (da Spanien andere Frequenzbänder einsetzt als der Rest der Welt und unser unlocked Globetrotter Stick aus Malaysia deshalb nicht funktioniert) plus 35 Euro pro Monat inklusive 2GB Daten-Verkehr. Das macht uns unabhängig von der ständigen Hotspot-Suche per Booster Antenne in der Bucht oder im Restaurant.
Von nun an geht unser Kurs stets in südliche Richtung bis wir in der Algarve einlaufen werden. Auf solch südlichem Kurs genossen wir am 26.7. eine super Rauschefahrt unter Segel (ohne das eiserne Yanmar-Segel auch nur anzusehen) von Cedeira zum idyllischen Redes.


Mein Logbucheintrag für den 27.7. lautet: "Judihui - ENDLICH SOMMER!". Redes verwöhnte uns mit sommerlichen Temperaturen, wolkenlosem Himmel und Wassertemperatur von 20-22 Grad C. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Mit Hand im Plastik-Sack eingebunden (wegen dem Fingerverband) hing ich mich an eine Hilfsleine zwischen den Rümpfen und schrubbte den Bewuchs von Dakinis Rümpfen bis ich mit blauen Lippen eine Pause einlegen musste. Dies klappte deutlich besser als unsere vorherigen Versuche Dakini aus dem Dingi heraus zu reinigen.
Zusammen mit Benodet hat sich Redes bald den Topplatz in unseren Herzen ergattert. Ganze Fisch-Schwärme umschwammen uns Tag und Nacht - was auch zahlreiche hungrige Delfine anlockte.


Am 5.8. verholten wir uns 5 Meilen in den Club Nautico de Sada. Dort lagen wir mit super Service für 38 Euro die Nacht und begrüssten da lieben Besuch aus der Schweiz. Unser Freund Nick war mit Tochter Alexandra und Sohn Sam per Auto (2'100 km) aus der Schweiz angereist. Es folgte gemeinsamer Stadtbummel in La Coruna sowie das Abholen der lange ersehnten Ersatzpumpe für unseren Wassermacher. Nach dem Einbau der Pumpe konnten wir endlich wieder Wasser produzieren ohne dauernd die Bilge ausschöpfen zu müssen.


Am 8.8. um Mitternacht trafen dann auch Nicks Söhne Simon und David über Flug nach Santiago de Compostela bei uns ein. Full-House auf Dakini. Wir freuten uns zu erleben, wie Dakini mit der grossen Mannschaft (7 Personen) locker fertig wurde. 






Mit dieser Crew ging es dann am 9.8. gleich los zum Schnupper-Segeln in der Bucht von Ares. Als wir die Nase etwas aus der geschützten Bucht in den offenen 
Atlantik raussteckten begrüsste uns Starkwind von Bf6-7 und eine Welle von ca. 1.5 - 2 m.

Rasch war entschieden wieder nach Redes zurückzusegeln und dort einen tollen Sommerabend zu geniessen. Am nächsten Tag wurde in Ares Windsurfing und Kajaking ausprobiert.
Nach einem weiterem tollen Segeltag (Starkwind - diesmal ohne Welle) gab es noch eine letzte Wasserschlacht in der Bucht von Redes. Zum Glück schützte mich mein Finger ein bisschen - denn irgendwie wollten immer alle auf den armen Skipper los...
































Nach dem Abschied von Nick und Familie traf dann endlich unser neues Kajak aus England ein. Aufblasen, Materialkontrolle - alles OK.



Zum Abschluss mieteten wir uns noch ein Auto am Flughafen und erkundeten damit Santiago de Compostela. Nach Jerusalem und Rom ist Santiago der wichtigste christliche Pilgerort der Welt. Es erstaunte uns deshalb sehr zu sehen, wie leer die Strassen und Gässchen von Santiago waren. Die prunkvolle Kathedrale war hingegen gut mit Pilgern und Touristen besetzt. Wir waren jedoch nicht unglücklich allein und in Ruhe hier herumzuwandern - sowie Nescafé Frappée zu geniessen.





Am 19.8. hiess es in Sada "Leinen los". Das freundliche Marina Personal verabschiedete uns - und die Liegeplatzgebühren waren mit 309 Euros für 9 Nächte sehr günstig ausgefallen.
Nach 44 Meilen (die meisten davon unter Genaker) und 2 - 2.5 m Welle aus NW fiel der Anker vor dem kleinen Badestrad von Corme.  Auch hier lockten die grossen Fisch-Schwärme hungrige Delfine an. Aber Corme war uns etwas zu einengend. So segelten wir am nächsten Tag weiter nach Camarinas. 


Hier gefiel es uns sehr gut. Romantische Ria mit schönen Badestränden, die wir mit unserem neuen Kajak sofort erforschten. Die Blasen an unseren Händen belegten, dass auch kajaken geübt sein muss. In Camarina konnten wir dann auch unseren DSC-Funk und AIS mit der englischen Yacht "Song of the Ocean" testen. Alles bestens. Da unser AIS auch mit Transponder ausgerüstet ist, kann der interessierte Beobachter bei www.marinetraffic.com nachsehen, wo Dakini das letzte Mal per AIS gesichtet wurde.
Dies funktioniert jedoch nur, wenn wir während der Fahrt unser Signal senden.


Am 22.8. ging es weiter nach Muros. Trotz besten Noten in den Hafenhandbüchern gefiel es uns hier nicht. Viel Schwell wegen Turbo-Fischerbooten machten es ungemütlich sodass wir gleich weitersegelten in die Ria de Vigo - unter der dramatischen Brücke hindurch nach San Adrian. Der nasskalte folgende Tag wurde durch einen gemütlichen (mit 70 Euro nicht ganz billigen) Lunch im gestylten Marina Restaurant etwas aufgeheitert.
Die kurze Überfahrt von 26 Meilen nach Baiona fand unter den besten Bedingungen statt. Blauer Himmel, Bf4-5, keine Welle, mit 8 kn am Wind - was will man mehr?


Baiona präsentiert sich als toller Ferienort (mit viel Touristen) mit schönen Stränden, Gebäuden und Geschichte. Es war hier, wo Columbus 1493 nach seiner Entdeckung der "Neuen Welt" erstmals in Europa wieder festmachte. Zur Erinnerung daran legte man eine Kopie seiner "Pinta" in das Hafenbecken von Baiona.
Es folgte ein Besuch des "Parador Conde do Gondomar", die Burganlage welche über dem Hafen thront. Auf den Burgwällen lässt sich die ganze Anlage gut erkunden - mit traumhafter Aussicht auf Atlantik und Städtchen. Oben kann sich der Geniesser im Grand-Hotel verwöhnen lassen - oder gar seine Angebetete in der Kapelle heiraten. Wir waren da bescheidener und genossen ein Schoggi-Cornet auf der Terasse.



Am 28. August hiess es dann "Adios Baiona, adios Espana" und "Bem-vindo Portugal" - denn wir durchsegelten die Landesgrenze von Spanien und Portugal und legten in der kleinen gemütlichen Marina von Pavoa de Varzim an.











Unser Logbuch zeigt nun 1'200 Meilen seit Beginn unserer Reise in Port Hamble (Solent). Mehr davon jedoch in unserem nächsten Bericht - über die letzten 450 Meilen dieser Saison in Portugal.



Hier der Link zum Picasa-Photoalbum: