Am Freitag, 1. Juni legten wir ab von dem alten Navy Pier in Marina Bay Gibraltar und motor-segelten mit Kurs 165° über die Strasse von Gibraltar über die seitlich anrauschenden Wellen, die hier oft von West-Ost oder Ost-West laufen - genau wie der Wind (Poniente oder Levanter).
In der spanischen Exklave Ceuta wurden wir von Marinabeamten begrüsst, die keine Flexibilität für attraktive Preisgestaltung kannten - obwohl noch einige Liegeplätze frei waren. Man beharrte auf 63 Euro pro Tag. Der anschliessende Spaziergang durch das attraktive Städtchen zum Supersol Supermercado und Lidl entschädigte uns für den Frust. Besonders am Eingang von Lidl liess sich wunderbar "People-Watching" betreiben. Marokkanische Familien fuhren im klapprigen Mini-Van vor und beluden kurze Zeit später ihr Gefährt mit dutzenden Kartons UHT-Milch, Fruchtsaft und Mineralwasser. Mama tief verhüllt mit Kopftuch und schwarzer Robe, Tochter in Jeans und engem T-Shirt - Ehemann souverän im ebenfalls westlichen Freizeit-Look. Die spanische Familie des gegenüberliegenden Festlandes nicht zu unterscheiden vom Weekend Shopper im Migros.
Seit 2005 rund 11'000 Afrikaner versuchten das "gelobte" Europa via Ceuta zu erreichen umgeben dies nun 6 Meter hohe Drahtzäune mit Infrarot-Kameras, Bewegungs- und Geräusch-Melder. In Ceuta leben 75'000 Einwohner wie in einer Festung- mit reicher Geschichte und Kultur. Durch den stark aufkommenden Wind verzögerte sich unser Ablegen noch um zwei weitere Tage um dann am 4. Juni bei Bf 4 im Hafen abzulegen Richtung Marokko - der Marina Smir.
Bereits eine halbe Meile draussen in der Strasse von Gibraltar erwarteten uns dann coole Bf6 und relativ wenig Welle - also raus mit der Genua auf den Block und mit 6,5 Knoten gemütlich gen Smir segeln. Leider fiel der schöne Bf6 auf Bf1 zusammen als wir die südliche Ecke von Ceuta umrundeten.
Das Einklarieren in Smir verlief reibungslos und die junge Marokkanerin liess sogar zum Thema Preis mit sich verhandeln. So zahlten wir anstelle von 65 Euro bloss 45 und planten deshalb die Ankunft von Adrian - unserem kommenden Besuch aus der Schweiz - hier abzuwarten.
Die eigene offiziellen Staatsbezeichnung lautet „al-Mamlaka al-Maghribīya“ als „Maghrebinisches Königreich“. Durchgesetzt hat sich jedoch der Name "Marokko" (sich an die ehemalige Hauptstadt Marrakesch anlehnend). Im arabischen versteht man unter Maghreb "Westen", da Marokko das westlichste Land Nordafrikas ist.
Es versprüht einen Charme, der in der mit Kieselsteinen gepflasterten Medina auf dem Platz Outa-el-Hammam gut zu spüren ist. Hier übernahm Mohammed unsere kleine Touristengruppe aus der Marina. Bald lässt sich ein herrlicher Blick über die grosse Moschee Tarik-Ben-Ziad geniessen. Das achteckige Minarett lehnt sich an das Minarett der Torre de Oro in Sevilla an. Diese andalusische Architektur ist auch in der Kasbah und ihren Gärten im Herzen der Medina wiederzufinden. Die Kinder besuchen hier im Alter von 3-6 Jahren die Koran-Schule und anschliessend die normale öffentliche Schule, wobei jedoch auch hier das Studium des Korans eine wichtige Rolle einnimmt. Noch immer herrscht in Marokko jedoch eine Analphabeten-Rate von 50%. Wirtschaftlich (z.B. Verschuldung) hingegen geht es Marokko um einiges besser als Spanien, Italien oder Griechenland.
In der Kasbah werden Stickereien und verschiedenste farbige Kleidungsstücken ausgestellt, die das Bild der Frauen in dieser Region widerspiegeln. Hier wurde die berühmte Djellaba entworfen, das lange und weite Kleidungsstück, das von den Männern und Frauen in Nordafrika getragen wird. Die freundliche Begrüssung und die grosse Gastfreundschaft der Einwohner lassen sich immer wieder während der Besichtigung einer traditionellen Ölmühle (es gibt über 1.500) oder der Werkstatt eines Kunsthandwerkers feststellen. Abgesehen von der Weberei ist Chefchaouen auch für seine Korb- und Töpferwaren bekannt.
Am 8. Juni gingen wir unseren Freund Adrian per Taxi am Ferry-Terminal in Ceuta abholen. Da wir von Chefchaouen so begeistert waren, fuhren wir am nächsten Tag mit Adrian hin - und auch um unsere zwei neuen schönen Teppiche (handgemacht) abzuholen.
Punkt 6 Uhr am nächsten Tag klarierten wir aus Smir aus. Kaum waren wir ein halbe Stunde unterwegs frischte der Wind auf Bf7 auf und wir hatten eine sportliche "Am-Wind"-Fahrt bei 1.5 m Welle nach Gibraltar. Wir waren stolz auf unsere Dakini, denn sie schaffte auf diesem ungünstigen Kurs trotzdem 9.2 kn Speed-over-Ground (SOG). Als wir per UKW-Funk einen Liegeplatz im Ocean Village organisieren wollten, wurde uns mitgeteilt, dass sämtliche Marinas in Gibraltar wegen einem Oel-Unfall (Spillage) bis auf weiteres geschlossen wären. So motorten wir die letzte Meile um die Ecke ins benachbarte La Línea de la Concepción und ankerten wieder am Fusse des Rocks.
Nach einer ruhigen Nacht hiess es um 5 Uhr früh auf und Segel heissen, denn bereits in der Bucht von Gibraltar wehte ein schöner Wind mit Bf6. Kaum um den Europa-Point (Grenze Mittelmeer/Atlantik) herum frischte es auf Bf8 auf - und das Segeln wurde wieder einmal ziemlich sportlich, diesmal jedoch mit schönem Raumschott-Wind. Mit Preventer und eingebundenen Reffs surften wir die 2.5 m Wellen mit bis zu 14.2 kn SOG hinunter und erreichten nach Rekordzeit Puerto de Fuengirola. Adrian lud uns zu einem feinen Nachtessen in der Marina ein - und nach einer letzten gemeinsam genossenen Zigarre war leider sein Besuch am nächsten Morgen bereits zu Ende.
Wir segelten am 12. Juni weiter zu der schönen Marina del Este. Klein und gediegen - was sich leider auch im Preis niederschlug. Beim Preis von 82 Euro/Tag (ohne Strom und Wasser, dafür mit WIFI) mussten wir schon etwas schlucken. Also raschmöglichst Dakini von der dicken Salz- und Dreck-Kruste befreien, Wäsche waschen und nach zwei Tagen ablegen um 2 Meilen weiter östlich vor dem schönen Strand Playa San Cristobal den Anker werfen.
Erste Tat in der schönen Badebucht: Kajak aufblasen und testen. Herrlich, endlich wieder zum Einkaufen paddeln bei 36 Grad. Aber zur Belohnung anschliessend ein feines Nespresso Frappé geniessen. So genossen wir herrliche Tage mit viel Sonne und erfrischendem Meer bei 21 Grad. Als uns jedoch in der Nacht vom 19. Juni ekliger Schwell weckte deuteten wir das klar als Signal zum Aufbruch.
Nach gemütlichen 34 Meilen erreichten wir die brandneue Marina im Puerto de Adra. Vorerst hofften wir sogar, dass wir am Kopfende des grossen Stegs gratis liegen könnten (bei Westwind...) - denn wir sind das einzige Schiff in dieser Marina mit mehr als 100 Plätzen und 1'000 Möwen. Fairerweise schlossen wir noch keinen Landstrom und Wasser an - bis dann nach ein paar Stunden ein älterer Hafen-"Polizist" mit einem Formular bei uns eintrudelte. Also nix mit gratis - aber wegen 18 Euro/Tag inkl. Wasser und Strom beklagten wir uns nicht. Das Einchecken dauerte sogar für spanische Verhältnisse ziemlich lange - und bis erst noch der richtige Landstrom-Adaptor ausgewählt, resp. gebastelt war, mussten wir uns etwas in Geduld üben. Am Abend drehte der Wind auf Ost - und oh weh! Wir fühlten uns wie in einer Chemie-Fabrik: soviel Ammoniak können 1'000 Möwen in ihrem Kot freisetzen...
Um den Möwen zu entkommen entschlossen wir uns per Bus Granada zu besuchen. Nach drei Stunden Fahrt durch spanische Küstendörfchen an der Sierra Nevada vorbei erreichten wir die Hauptstadt der Provinz Granadas mit ca. 240'000 Einwohnern. Bei 34 Grad und absoluter Windstille mit entsprechender Schwüle gelangten wir per Taxi in unser hübsches Hotel Hesperia mitten in der Altstadt. Bei dieser Hitze gehen bekanntlich bloss "Mad dogs - and Englishmen" raus zum Sightseeing. Zum Glück machte selbst die Kathedrale Siesta und wir gingen zurück ins Hotel, warfen uns auf Bett und warteten bis es etwas kühler wurde. Beim zweiten Anlauf klappte es und wir waren von der schönen Kathedrale überwältigt.
Nachdem Granada im Mai 1492 erobert wurde wünschte sich Königin Isabella I. eine dem neuen Erzbistum entsprechende Kathedrale. Die Grabkapelle Capilla Real wurde
Ein feines Abendessen im Restaurant um die Ecke "unter feinstem Wasserspray zur Kühlung" vollendete den Tag. Viele Restaurants bieten diese Wasserspray-Kühlung auf ihren Terrassen an. Es funktioniert ähnlich wie eine Gartenbewässerungsanlage, nur sprühen Düsen feinsten kühlen Wassernebel in 30-Sekunden-Intervallen auf heisse Menschenhaut, anstelle auf Kürbisse.
Neben den verschiedenen weltbekannten Gitarren-Bauer ist die Alhambra Granadas Hauptattraktion. Die Beschaffung von Alhambra Eintritt-Tickets gestaltete sich jedoch als eine Herausforderung. Normale Tickets am Eingangsschalter gekauft kosten 13 Euro. Man versuchte uns dann verschiedene Variationen dieser Tickets im Vorverkauf "anzudrehen" die bis zu 50 Euro teuer waren. Man könne leider nicht garantieren, dass es am Morgen noch Tickets übrig habe. Zum Glück liessen wir uns nicht ins Bockshorn jagen und fuhren am nächsten Tag frühmorgens um 7.30 Uhr zum Haupteingang wo es noch 600 Tickets für 13 Euro zu kaufen gab. Aggressive Security Leute mit Revolver, Handschellen und Knüppel machten uns als Gäste da gar nicht willkommen fühlen. Das Weltkulturerbe Alhambra entschädigte uns jedoch für die Unannehmlichkeiten. Auf 13 Hektar präsentiert diese bedeutende Stadtburg auf dem Sabikah-Hügel von Granada die schönsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst.
Verschiedene Nasriden-Herrscher errichteten im 13. Jahrhundert hier ihre Residenz und eine Zitalle über das Emirat von Granada. Es blühte die Kunst, die Wissenschaft und das Handwerk, das über ganz Europa als Vorbild galt. Über Zeit floss jedoch rund um diese Burg wie auch an vielen anderen Orten Andalusiens viel Blut. 1491 kapitulierte hier die letzte maurische Bastion in Spanien. Es folgte die unrühmliche Reconquista (Inquisition) der katholischen Könige resp. Kirche mit Ziel ganz Spanien unter die Herrschaft des Christentums zu bringen.
Da die Temparatur wiederum im schweisstreibenden hohen 30 Grad Bereich flimmerte, ging es am Mittag nichts wie los im Taxi zum Bus-Terminal um die Rückreise anzutreten. Während wir auf unseren Bus warteten kollabierte eine Mutter vor unseren und den Augen ihrer Kindern und musste durch die Sanität betreut werden. Die Hitze war selbst für lokale Einwohner ziemlich arg. So freuten wir uns auf die Rückkehr in unser Möwenparadies. Die nette Crew der SY Allegra, Andy und Denise, hatten gut auf Dakini aufgepasst. Nach einem letzten gemeinsamen Drink liefen wir am nächsten Tag aus um weiter gen Osten zu segeln - sprich in die Bucht von Almerimar.
Dieser Segelschlag war speziell, denn er wurde von hartnäckigem Advektionsnebel begleitet mit Sichtweiten von teilweise weniger als 100 Meter. Radar und AIS sei Dank war dies kein wirkliches Problem - eher eine unübliche Erfahrung der Stille im Nebel. In der Bucht angekommen hiess es die Wasserlinie von Dakini von Algen und anderem Zeugs zu befreien. Schönes Schwimmen und am 29.6. in die Marina de Almerimar verholen - denn die Wetterprognose drohte mit Starkwind und ziemlichem Schwell.
Wir freuten uns auf das Wiedersehen mit Peter und Marita, das am Abend in der Cala Bardina vor Aguilas erfolgen sollte. Die beiden haben ein schönes Ferienhaus in Aguilas und hatten uns zum Abendessen eingeladen. So warm wie in ihrem Swimming Pool hatten wir bis jetzt noch nicht gebadet (32 Grad). Meist war die Meerestemperatur zwischen 19 und 24 Grad) - also schön erfrischend. Leider war der Schwell in der Bucht am Ankerplatz so unangenehm, dass wir bereits bei Sonnenaufgang am nächsten Tag den Anker lichten mussten, um nach einer schlaflosen Nacht die letzten paar Meilen nach Cartagena in Angriff zu nehmen.
Am 6. Juli erreichten wir den Yacht Port Cartagena in dem wir einen guten Liegeplatz gleich gegenüber dem Kreuzfahrtschiff AIDA ergattern konnten. Es folgten die üblichen Aufräumarbeiten um Dakini auf ein paar Wochen "Ferien" vorzubereiten.
Am folgenden Tag besuchten uns Peter und Marita am Steg, da ein solcher Besuch in der schwelligen Bucht von Aguilas nicht sinnvoll gewesen wäre.
Hochbetrieb am 11. Juli im Hafen von Cartagena. Ein Flottenverband der Indischen Marine lief ein und lag keine 300 Meter von uns entfernt am Pier. Unter den Kriegsschiffen befanden sich INS Mumbai (Guided Missile Destroyer), die INS Gomati (Guided Missile Fregate) und die INS Aditya (Replenishment & Repair). Kaum legte die Aditya an lief bereits die "Wind Surf" - Schwesterschiff der schönen "Club Med 2" mit ihren 5 computer-gesteuerten Segel und rund 300 Gästen in den Hafen ein. Die Club Med weckte schöne Erinnerungen beim Skipper, der mit ihr durch einen damaligen Arbeitgeber ein paar Tage in Cannes auf Kreuzfahrt ging.
Und bereits wieder war es an der Zeit, den Flug in die Schweiz anzutreten. Bereits am frühen Morgen stiegen die Temparaturen auf schwüle 28 Grad und so leisteten wir uns ein Taxi zum Bus-Terminal von Cartagena. Am 13. Juli landeten wir minutengenau mit AirBerlin in Zürich wo uns unsere Tochter Alexandra mit ihrem heissen Cabriolet abholte.
Nun freuen wir uns auf ein paar Wochen Ferien in den kühlen Schweizer Bergen und werden die Zeit mit Freunden und Familie geniessen!